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Villa 
Moser

Auf dem nach Westen ansteigenden Gelände gegenüber dem Löwentor – damals weit vor der Stadt gelegen – errichtete Eduard Otto Moser in den 1870er Jahren zusammen mit dem noch jungen Architekten Johann Wendelin Braunwald sein repräsentatives Landgut. Das 2,4 Hektar umfassende Areal gehörte seinerzeit noch zu Cannstatt. Das Gelände war vor dem Kauf in mehrere Parzellen unterteilt und zum Teil bewaldet oder wurde für den Weinanbau genutzt. Hierauf entstand eine landschaftliche Gartenanlage, die sich an Gärten des frühen 19. Jahrhunderts orientierte und in deren Zentrum die Villa Moser im Stile der Neorenaissance verortet war.

 

Die Villa Moser wurde vermutlich in den Jahren 1872 bis 1875 errichtet. Den zweigeschossigen, breitgelagerten Baukörper mit äußerst flachem Walmdach, turmartigen Eckpavillons und betonenden Gesimsbändern erdete eine imposante Terrasse, die bis heute erhalten ist. Die ansprechenden Fassadenflächen aus Werkstein wurden von Gesimsen, Friesen und Balustraden horizontal gegliedert. Die Vertikale strukturierten Lisenen, Pilaster, Doppelsäulen sowie rundbogige Wandöffnungen. Der östlichen Hauptfassade war eine eindrucksvolle Treppenanlage mit halbrunder Grottenöffnung vorgelagert. Sie geleitete auf die Terrasse, von wo aus eine löwenflankierte Freitreppe hinauf zu einer offenen Vorhalle führte. Diese überspannte ein säulengetragener Balkon, der die Gestalt der Hauptfassade bestimmte. Im ersten Obergeschoss sprang der mittlere Fassadenbereich zurück, wodurch die Gebäudeflanken Türme ausbildeten. Eine kassettierte Attikamauer schloss die Türme ab. An der Nord- und Südfassade führte Braunwald das Muster der Fassadengestaltung in Form von Vor- und Rücksprüngen sowie der Ausbildung von Balkonen im ersten Obergeschoss fort. Lediglich die Westfassade wich von dieser Fassadengestaltung ab.

 

Die Erschließung des hochparterre liegenden Erdgeschosses erfolgte über die befestigte Auffahrt an der Westseite. Nach dem Durchschreiten des Portals folgte eine repräsentative Eingangshalle, die in das aufwendig gestaltete Vestibül mit Lichthof führte. Korinthische Säulen und Pilaster, profilierte Wandflächen sowie die Türen bekrönende Dreiecksgiebel schmückten den Raum, von dem aus alle Gesellschaftszimmer dieser Ebene erreicht werden konnten. Bei der künstlerischen Ausgestaltung der Villa Moser wirkte der renommierte Stuttgarter Bildhauer Ernst Rau (1839-1875) mit. Der Hauptachse des Gebäudes weiter folgend konnte der Gartensalon und die daran anschließende offene Vorhalle betreten werden. Die sich von hier eröffnenden Blicke über den Park und das Neckartal müssen imposant gewesen sein. In der Nordsüd-Achse lagen der exedraförmige Speisesaal sowie das Schlafzimmer samt Balkon. Im westlichen Gebäudepart waren die Erschließungs- und Funktionsräume untergebracht.

 

Die Grundrissgestaltung des ersten Obergeschosses entsprach weitgehend dem Erdgeschoss. Bis auf den östlichen Salon wurden die Räume vorwiegend privat genutzt.
Eine ansprechende lichtdurchflutete Galerie ermöglichte Blicke in das Erdgeschoß-Vestibül. Das Souterrain des zur Hälfte unterkellerten Baus beinhaltete Magazin- und Kellerräume, deren Konturen noch heute sichtbar sind.

Das Büchlein/die Broschüre über die Villa Moser kann bereits hier heruntergeladen werden.

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